Der Trend zur gesunden Lebensweise ist ungebrochen. Die Statistik beweist es: Im Jahr 2021 gaben rund 25,28 Millionen Deutsche ab dem Alter von 14 Jahren an, ein besonderes Interesse an gesunder Ernährung und gesunder Lebensweise zu haben.[1]
Dies spiegelt sich auch auf dem Markt von Bodenbelägen wider. Allein im Jahr 2020 wurden in Deutschland rund 2,8 Milliarden Euro mit der Herstellung von Bodenbelägen erlöst[2], wobei der gemeinsame Umsatzanteil von Parkett und Laminat etwa 35 Prozent betrug. Die jüngere Entwicklung dieser Umsatzverteilung zeigt, dass jedoch nicht nur die Bodenbeläge aus Holz und Holzwerkstoffen, sondern auch elastische Bodenbeläge mit Kunststoffanteilen vom „Bio“-Trend profitieren. Auf sie ging 2020 rund ein Viertel aller Umsätze zurück. Grund genug für archinet.de, einmal der Frage nachzugehen, warum viele Designbeläge überhaupt als Bio-Bodenbeläge vermarktet werden können und wie gesund diese wirklich sind.
Welche Designbeläge sind „Bio“?
Nur um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Die gefragtesten Designbeläge waren auch 2020 noch Vinylböden, also klassische Kunststoffbeläge, die sowohl als Rollenware wie auch als Stückware in Form von Vinyldielen, -planken oder -fliesen erhältlich sind. Dennoch ist zu beobachten, dass die führenden Hersteller zunehmend auf „Bio-Vinyl“ – also biologische Vinylböden – setzen. Ironischerweise enthalten diese gar kein Vinyl. Als Ersatz für Polyvinylchlorid (PVC) verwenden die Hersteller Komposite aus nachwachsende Rohstoffen und natürlichen Füllstoffen. Dafür eignen sich zum Beispiel Rapsöl, Getreidereste und Kreide.
Aber das ist noch nicht alles: Bio-Vinyl kommt vollständig ohne chemische Zusatzstoffe wie Weichmacher, Chlor oder Lösungsmittel aus, weist aber dieselben positiven Eigenschaften auf wie herkömmlicher Vinylboden: Es ist langlebig, strapazierfähig, gelenkschonend, fußwarm, pflegeleicht, beständig gegen Chemikalien und in den meisten Fällen zur Verlegung in Feuchträumen geeignet. Darüber hinaus erfüllen viele der Beläge die Anforderungen renommierter Zertifikate wie „Der Blaue Engel“ oder „Indoor Air Comfort Gold“, die ihnen bescheinigen, besonders emissionsarm und daher gesundheitlich unbedenklich zu sein.
Designbeläge – auch ohne PVC bedenklich?
Wie oben beschrieben, bestehen Designbeläge aus Bio-Vinyl zwar überwiegend aus nachwachsenden Rohstoffen, aber eben nicht vollständig. Viele Hersteller benötigen Polyurethan – eine Art Kunstharz –, damit ihre Bodenbeläge den Anforderungen des Alltags standhalten. Polyurethane werden wiederum mithilfe von Isocyanaten hergestellt, die „teilweise als giftig sowie krebsverdächtig eingestuft“[3] sind und bei Ausdünstung als schleimhautreizend gelten. Das bekannte Verbrauchermagazin „Öko-Test“ hat die Schadstoffbelastung vier betroffener Bodenbeläge vor einigen Jahren einem aufwendigen Prüfprogramm unterzogen.
Das Ergebnis: Die Beläge, welche allesamt auch mit dem „Blauen Engel“ zertifiziert waren, enthielten „deutlich weniger Schadstoffe als PVC-Böden“. Daher bezeichnete das Magazin die Beläge als „eine gute Wahl“[4]. Die betroffenen Hersteller haben aber schon aus rein fachlicher Sicht keinen Grund, auf die Verwendung von Isocyanaten zu verzichten, weil sich die Stoffe „während der Herstellung verflüchtigen und […] im Endprodukt nicht mehr nachweisbar“[5] sind.
Wenn Sie dennoch Vorbehalte gegenüber Bio-Vinyl als Bioboden hegen, finden Sie im Handel bewährte, wohngesunde Alternativen. Die beliebtesten darunter sind Linoleum und Korkboden.
Linoleum – Designbelag aus Bio-Kunststoff
Linoleum ist der Bio-Bodenbelag schlechthin! Es besteht nahezu vollständig aus natürlichen Rohstoffen wie Harz, Jutegewebe, Leinöl und Füllstoffen wie Holz- oder Korkmehl. Diese verleihen ihm eine hohe Strapazierfähigkeit gegenüber Chemikalien, mechanischen Belastungen und Hitze. Lange Zeit wurden Linoleumböden vorwiegend in öffentlichen Einrichtungen und im gewerblichen Bereich verlegt. Neuerdings finden die elastischen Bodenbeläge wieder zunehmend private Abnehmer. Entscheidend dafür ist das breite Angebot an Farben und Mustern, die Linoleum auch buchstäblich zu einem Designbelag machen – sogar Holzdekore werden mittlerweile so realistisch gestaltet, dass Vergleiche mit Laminat erlaubt sind.
Seinen klassischen Vorzügen ist Linoleum dabei stets treu geblieben: Pflegeleicht, wohngesund, allergikergeeignet und trittschallmindernd erfüllt es höchste Ansprüche und kann nicht allein verklebt, sondern neuerdings auch bequem mit Klicksystem verlegt werden.
Korkboden – Designbelag aus Naturmaterial
Kork wird in nachhaltigem Anbau aus der Rinde von Korkeichen gewonnen. Das Naturmaterial ist biegsam, dämmend, hitzebeständig, wasserabweisend, geruchlos und belastbar. Seine Eigenschaften bieten beste Voraussetzungen, um es zur Herstellung elastischer Bodenbeläge zu nutzen. Dabei haben Sie die Wahl zwischen Belägen aus Massivkork, Kork mit Korkfurnier sowie Designbelägen mit unterschiedlichen Korkanteilen. Je höher der Korkanteil, umso mehr „Bio“ steckt in den Belägen. Meist setzen sich Kork-Designbeläge aus einer Dekorschicht aus Kunststoff und tragenden Schichten aus Kork zusammen. Das hat den Vorteil, dass die Beläge nicht zwangsläufig wie Kork aussehen müssen, sondern auch Holz- oder Steinböden nachempfunden werden können.
Wenn Sie möglichst nahe am Naturmaterial bleiben möchten, finden Sie aber auch Beläge, bei denen Printkork anstelle von Kunststoff eingesetzt wird. Dieser verdankt seine Bezeichnung einer modernen Drucktechnik, bei der aufwendige Designs direkt auf Kork gedruckt werden können. Abgesehen von ihrer Ästhetik überzeugen die verschiedenen Korkböden mit ihrer unkomplizierten Pflege, Trittschallminderung und gesundheitlichen Unbedenklichkeit: Sie geben keinerlei schädlichen Emissionen ab und eignen sich für Allergiker und Asthmatiker. Dies gilt übrigens auch für unbehandelte Korkoberflächen, weil Staub, Bakterien und Milben nicht an ihnen anhaften können.
Parkett – ein Klassiker, der auch „Bio“ sein kann
Wenn Sie sich weder mit Linoleum, noch mit Korkboden anfreunden können, sind elastische Bio-Bodenbeläge vielleicht doch nicht das Richtige für Sie. Wie wäre es stattdessen mit dem Klassiker: Parkett? Der Bodenbelag wird überwiegend aus Holz gefertigt und ist dem entsprechend langlebig. Es gibt ihn mit matten und strukturierten Oberflächen, gewachst, geölt und lackiert. Geöltes Parkett ist gegen Staub und Schmutz gewappnet, lackiertes Parkett zudem gegen Feuchtigkeit und Nässe. Ganz gleich, für welche Oberflächenbehandlung Sie sich entscheiden, Parkett ist renovierungsfähig! Es kann problemlos angeschliffen und neu versiegelt werden. Wie oft dies möglich ist, hängt von der Stärke seiner Deckschicht ab.
Zugegeben: Nicht alle Parkettböden erfüllen die Erwartungen an einen Bioboden. Deshalb sollten Sie beim Kauf darauf achten, dass der Hersteller eine umweltfreundliche und ressourcenschonende Produktion nachweisen kann – zum Beispiel durch FSC®- oder PEFC-Siegel. Im Hinblick auf die Wohngesundheit sollte das Parkett lieber geölt oder unbehandelt sein. Wie bei Designbelägen ist eine Zertifizierung mit dem „Blauen Engel“ aussagekräftig. Führende Hersteller weisen auch die Schadstoffprüfung nach. Möglichen Emissionen können Sie bei der Verarbeitung entweder durch den Einsatz lösemittelfreien Klebstoffs oder durch eine schwimmende Verlegung mit Klicksystem vorbeugen.
Quellen:
[1] – https://de.statista.com/statistik/daten/studie/170913/umfrage/interesse-an-gesunder-ernaehrung-und-lebensweise/, zuletzt aufgerufen am: 11.01.2021.
[2] – https://www.baumarktmanager.de/markt-fuer-bodenbelaege-und-parkett-in-deutschland-waechst-28052021, zuletzt aufgerufen am: 11.01.2021.
[3] – https://www.bgbau.de/themen/sicherheit-und-gesundheit/gefahrstoffe/gefahrstoffe-beim-bauen-renovieren-und-reinigen/isocyanate/, zuletzt aufgerufen am: 11.01.2021.
[4] – https://www.oekotest.de/bauen-wohnen/8-Elastische-Bodenbelaege-im-Test_106118_1.html, zuletzt aufgerufen am: 11.01.2021.
[5] – https://www.boden-belag.de/2014/08/bio-bodenbelage-sollen.html, zuletzt aufgerufen am: 11.01.2021
Bildquelle Titelbild:
- Jackie Hope, Unsplash